Demand Side Management mit Wärmespeichern: Flexibler Energieeinsatz in der Industrie

Demand Side Management mit Wärmespeichern flexibilisiert den Energieeinsatz energieintensiven Industrien

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  • Demand Side Management mit Wärmespeichern erlaubt es Industrieunternehmen, ihren Energieverbrauch flexibel an Preissignale und Verfügbarkeit erneuerbarer Energien anzupassen, ohne Produktionsprozesse zu verändern.
  • Durch die zeitliche Entkopplung von Strombezug und Wärmenutzung lassen sich günstige Stromphasen gezielt nutzen, Lastspitzen vermeiden und Energiekosten senken.
  • Digitale Energiemanagementsysteme bilden die Grundlage, um Verbrauchsdaten auszuwerten, Speicher intelligent zu steuern und Preisschwankungen strategisch auszunutzen.
  • Politische Förderprogramme und sinkende Netzentgelte schaffen zusätzliche Anreize. Unternehmen verbessern damit nicht nur ihre Wirtschaftlichkeit, sondern auch CO₂-Bilanz und Versorgungssicherheit.

Industrieunternehmen mit hohem Energiebedarf stehen vor der Herausforderung, ihre Prozesse nicht nur effizient, sondern auch zunehmend flexibel zu gestalten. Denn mit dem wachsenden Anteil erneuerbarer Energien im Netz steigen die Anforderungen an den Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage – auch auf Verbraucherseite. Demand Side Management (DSM) gewinnt in diesem Zusammenhang an strategischer Bedeutung: Es ermöglicht Unternehmen, ihren Energieeinsatz gezielt zu steuern, um ihn besser an die Bedingungen des Stromsystems anzupassen.

 

Ziel ist dabei nicht die aktive Teilnahme am Strommarkt, sondern die eigene Versorgung kosteneffizienter, klimafreundlicher und robuster zu machen. Eine Schlüsselrolle spielen Wärmespeicher: sie schaffen die nötige zeitliche Entkopplung und eröffnen neue Spielräume, ohne Produktionsprozesse anzutasten.

Was Demand Side Management in der Praxis bedeutet

DSM bezeichnet Ansätze, den Stromverbrauch innerhalb eines Unternehmens bewusst zu verschieben, zu reduzieren oder zeitlich zu flexibilisieren – nicht aus technischer Notwendigkeit, sondern aus betrieblicher Strategie. Grundlage dafür ist ein präzises Verständnis der eigenen Lastgänge und ein fein austariertes Zusammenspiel zwischen Energiemanagement, Prozesssteuerung und Strombezug.

 

Im industriellen Kontext geht es vor allem darum, stromintensive Abläufe in Zeiten hoher Verfügbarkeit und günstiger Preise zu legen, etwa bei guter Einspeisung aus Wind- oder Solaranlagen. Entscheidend ist: Die Produktion bleibt unverändert. Die Flexibilität entsteht durch intelligente Steuerung, nicht durch ein Drosseln der Prozesse.

Wärmespeicher als Schlüssel zur Flexibilität

Viele energieintensive Unternehmen benötigen kontinuierlich Prozesswärme oder Dampf – unabhängig von den Preissignalen am Strommarkt. Hier setzt die Kombination aus Power-to-Heat und Wärmespeicherung an. Der Strom wird genutzt, um Wärme zu erzeugen, die nicht sofort verbraucht werden muss. Der Speicher fungiert dabei als Puffer zwischen Stromsystem und Produktion.

 

Diese Entkopplung eröffnet mehrere Vorteile: Strom kann gezielt dann eingekauft werden, wenn er verfügbar und preiswert ist – etwa bei hoher Einspeisung aus erneuerbaren Quellen. Die Wärme wird gespeichert und erst dann in die Prozesse eingespeist, wenn sie tatsächlich benötigt wird. Das Unternehmen gewinnt zeitliche Flexibilität, ohne in die Produktionsabläufe eingreifen zu müssen.

Industrielle Steuerung statt Marktteilnahme

Im Gegensatz zur aktiven Flexibilitätsvermarktung, bei der Unternehmen ihre steuerbaren Lasten oder Speicher gezielt am Strommarkt einsetzen, zielt Demand Side Management mit Wärmespeichern auf die interne Optimierung ab. Die Einsparung entsteht durch geschickten Stromeinkauf und den Wegfall teurer Lastspitzen.

 

Die Grundlage dafür bilden digitale Energiemanagementsysteme, die den Energieverbrauch in Echtzeit erfassen, prognostizieren und steuern. Sie ermöglichen es, Einsparpotenziale zu identifizieren, Preisschwankungen zu antizipieren und den Speicher gezielt einzusetzen – ohne, dass das Unternehmen selbst als Akteur am Strommarkt auftreten muss.

Beispielhafte Strompreisdynamik nutzen

Die Preisvolatilität an den Spotmärkten zeigt, wie groß das wirtschaftliche Potenzial interner Flexibilität sein kann. Im Jahr 2024 wurden an der EPEX Spot in Deutschland über 450 Stunden mit negativen Preisen verzeichnet. Gleichzeitig erreichten die Spitzenpreise in Nachfragespitzen teils mehr als 90 Cent pro Kilowattstunde.

 

Für Unternehmen mit Wärmespeichern ergibt sich daraus eine klare Möglichkeit zur Optimierung: Strom in Zeiten niedriger Preise beziehen, in Wärme umwandeln und dann einsetzen, wenn er tatsächlich gebraucht wird. So lassen sich Lastspitzen vermeiden und Energiekosten langfristig stabilisieren.

Rahmenbedin­gungen: Anreize für flexible Lasten

Flexibilität auf Verbraucherseite wird zunehmend auch politisch gefördert. Förderprogramme für Power-to-Heat-Anlagen, reduzierte Netzentgelte für steuerbare Verbraucher und neue Vorgaben im Energierecht eröffnen konkrete finanzielle Anreize.

 

Hinzu kommen strategische Faktoren: Wer seine Energieflüsse flexibel steuern kann, verbessert nicht nur die eigene Resilienz, sondern auch die CO₂-Bilanz. Gerade in Branchen mit hohem Emissionsdruck und klaren ESG-Zielen rückt DSM damit in den Fokus: als Beitrag zur Dekarbonisierung und zur nachhaltigen Standortentwicklung.

DSM mit Wärmespeichern in der Praxis

Technisch gesehen ist das System einfach: Im Rahmen einer Power-to-Heat-Lösung wird eine elektrische Wärmeerzeugungseinheit, etwa ein Elektrokessel, dann betrieben, wenn Strom günstig oder im Überschuss vorhanden ist. Die erzeugte Wärme fließt nicht direkt in die Produktion, sondern wird im Speicher zwischengelagert. Von dort wird sie bedarfsgerecht abgerufen.

 

Dieses Prinzip lässt sich nahtlos in bestehende Infrastrukturen integrieren. Die Steuerung erfolgt automatisiert, der Produktionsprozess bleibt unangetastet. Das schafft nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern reduziert auch die Komplexität der Energieplanung.

Dienstleistungs­modelle zur Unterstützung

Nicht alle Unternehmen möchten den Speicherbetrieb und die Energiesteuerung selbst übernehmen. Dienstleister bieten dafür verschiedene Modelle an – vom reinen Anlagenbetrieb bis zur vollständigen Betriebsführung inklusive Strombeschaffung, Speichersteuerung und Wärmebereitstellung.

 

Diese Heat-as-a-service-Modelle entlasten die internen Ressourcen und bieten Planungssicherheit. Der Fokus liegt dabei auf einer stabilen, kalkulierbaren Versorgung. Die Flexibilität wird im Hintergrund genutzt, ohne dass das Unternehmen selbst aktiv eingreifen muss.

Flexibilität wird betriebliche Kernkompetenz

Mit dem weiteren Ausbau erneuerbarer Energien steigt der Druck auf alle Beteiligten im Stromsystem – auch auf die Verbraucher. Demand Side Management in Kombination mit Wärmespeichern bietet eine pragmatische und sofort umsetzbare Antwort darauf. Die Technologie ist verfügbar und in der Praxis erprobt.

 

Unternehmen, die heute in diese Flexibilität investieren, sichern sich mehr als nur kurzfristige Kostenvorteile. Sie stärken ihre Resilienz, verbessern ihre CO₂-Bilanz und erhöhen die Standortattraktivität – in einem Energiesystem, das sich zunehmend in Richtung Volatilität und Dezentralität entwickelt.

Neuigkeiten

Intelligente Stromnetze verknüpfen Erzeugung, Verbrauch und Speicherung – und machen Energieplanung zum strategischen Thema. Power-to-Heat und Wärmespeicher zeigen, wie Industrieunternehmen Flexibilität und Versorgungssicherheit verbinden können.

Demand Side Management mit Wärmespeichern ermöglicht es Industrieunternehmen, Stromangebot und Wärmebedarf zeitlich zu entkoppeln. So lassen sich Preisschwankungen gezielt nutzen, ohne die Produktion anzupassen.

Volatile Strompreise sind eine Herausforderung – und zugleich eine Chance für Unternehmen mit flexiblen Lasten. Power-to-Heat-Lösungen mit Speicher ermöglichen nicht nur eine verlässliche Wärmeversorgung, sondern auch wirtschaftliche Vorteile durch gezielte Flexibilitätsvermarktung.