Regelenergie, häufig auch Regelleistung genannt, wird eingesetzt, um unvorhergesehene Schwankungen im Stromnetz auszugleichen und damit dessen Stabilität zu gewährleisten – ein wichtiger Faktor für die Versorgungssicherheit.
Was ist Regelenergie?
Regelenergie ist eine Form der Reserveleistung im Stromnetz, die zur Stabilisierung der Netzfrequenz eingesetzt wird. In Deutschland und im Großteil Europas muss die Netzfrequenz stabil bei 50 Hertz. gehalten werden. Abweichungen davon können durch plötzliche Schwankungen in der Stromerzeugung oder im Verbrauch entstehen. Um solche Schwankungen auszugleichen und die Netzstabilität zu gewährleisten, wird Regelleistung von Kraftwerken oder Batteriespeichern bereitgestellt.
Unterschied zwischen Regelenergie und Ausgleichsenergie
Regelenergie und Ausgleichsenergie haben unterschiedliche Funktionen im Strommarkt. Während Regelenergie kurzfristige Frequenzschwankungen in Echtzeit ausgleicht, dient die Ausgleichsenergie dazu, Differenzen zwischen prognostizierter und tatsächlicher Einspeisung oder Entnahme aus dem Netz auf längere Sicht zu kompensieren. Ausgleichsenergie wird im Nachhinein bilanziert und abgerechnet, während Regelenergie aktiv innerhalb von Sekunden oder Minuten eingreift.
Arten der Regelenergie
Regelenergie wird in positive und negative Regelenergie unterteilt. Positive Regelenergie wird benötigt, wenn zu wenig Strom im Netz vorhanden ist. Dies geschieht beispielsweise bei unerwartet hoher Stromnachfrage oder dem plötzlichen Ausfall eines Kraftwerks. Umgekehrt kommt negative Regelenergie zum Einsatz, wenn ein Überangebot an Strom im Netz besteht. In diesem Fall müssen Energieerzeuger ihre Einspeisung reduzieren oder Verbraucher zusätzlichen Strom aufnehmen.
Der Markt für Regelleistung
Der Regelenergiemarkt ist ein zentraler Bestandteil des deutschen Stromsystems und wird durch die Bundesnetzagentur überwacht. Betreiber von Übertragungsnetzen (ÜNBs) beschaffen Regelenergie durch Ausschreibungen, an denen sich verschiedene Anbieter beteiligen können. Diese Anbieter stellen Kapazitäten für positive oder negative Regelenergie bereit. Marktmechanismen wie der Regelenergiemarkt und die Vergütung von Regelleistung beeinflussen die Rentabilität für Anbieter und die Kosten für Verbraucher.
Funktionsweise des Regelenergiemarkts
Der Regelenergiemarkt besteht aus verschiedenen Stufen der Regelleistung. Die Primärregelleistung (PRL) reagiert innerhalb von Sekunden automatisch auf Frequenzänderungen. Die Sekundärregelleistung (SRL) wird innerhalb von 30 Sekunden aktiviert, um die Netzfrequenz weiter zu stabilisieren. Die Tertiärregelleistung (Minutenreserve, MRL) wird innerhalb von fünf Minuten manuell abgerufen und dient der mittelfristigen Netzstabilisierung. Die Abwicklung dieser Mechanismen erfolgt über Gebotsverfahren, bei denen Anbieter ihre Kapazitäten und Preise anbieten.
Regelleistung durch Batteriespeicher
Batteriespeicher spielen eine zunehmend wichtige Rolle auf dem Regelenergiemarkt. Sie können sehr schnell positive oder negative Regelenergie bereitstellen, was sie zu einer effizienten Lösung für Netzstabilisierungen macht. Im Gegensatz zu konventionellen Kraftwerken können Batteriespeicher innerhalb von Millisekunden auf Frequenzabweichungen reagieren. Dadurch tragen sie zur Integration erneuerbarer Energien und zur Flexibilisierung des Energiesystems bei.
Vergütung von Regelenergie
Die Vergütung setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: der Bereitstellungsvergütung und der Arbeitspreisvergütung. Die Bereitstellungsvergütung wird für die Vorhaltung von Kapazitäten gezahlt, unabhängig davon, ob die Regelleistung tatsächlich abgerufen wird. Der Arbeitspreis wird hingegen für die tatsächlich erbrachte Leistung gezahlt, wenn Regelenergie in das Netz eingespeist oder aus dem Netz entnommen wird. Die Höhe der Vergütung variiert je nach Angebot, Nachfrage und Marktbedingungen.
Die Regelenergieumlage
Die Regelenergieumlage bezeichnet die Kostenverteilung der Regelenergiebeschaffung auf die Netznutzer. Sie wird von den Übertragungsnetzbetreibern ermittelt und auf Basis der verursachten Regelenergieeinsätze berechnet. Diese Umlage fließt in die Netzentgelte ein, die letztlich von allen Stromkunden getragen werden. Eine effiziente Steuerung des Regelenergiemarkts trägt dazu bei, die Kosten der Umlage zu minimieren.
Bedeutung der Bundesnetzagentur für den Regelenergiemarkt
Die Bundesnetzagentur spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Regelenergiemarkts. Sie legt Rahmenbedingungen für die Ausschreibungen, den Wettbewerb und die Markttransparenz fest. Durch diese Regulierung wird sichergestellt, dass die Beschaffung von Regelenergie effizient, kostengünstig und diskriminierungsfrei erfolgt.