Industriestrompreis – Kosten und Faktoren für Unternehmen

Strommasten mit Windrädern im Hintergrund

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Ein subventionierter Industriestrompreis für Deutschlands energieintensive Industrien: Der Vorschlag, den Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck im Mai unterbreitete, ist umstritten. Im Kern der Debatte steht dabei Habecks Idee, dass Unternehmen, die eine bestimmte Energie- und Wettbewerbsintensität nachweisen können, für 80 Prozent ihres historischen Stromverbrauchs nur sechs Cent je Kilowattstunde Strom zahlen müssen. Die Regelung, die als sogenannter „Brückenstrompreis“ betitelt wird, soll bis 2030 beschränkt werden und die explodierenden Energiepreise abfedern, bis grüne Energie in ausreichender Menge vorhanden ist und direkt bei den Erzeugern bezogen werden kann.

 

Die Umsatzeinbuße, die diese Regelung für die Stromindustrie bedeuten würde, sollen nach Habecks Planung durch staatliche Subventionen abgefedert werden. Kritiker befürchten jedoch eine zu hohe Belastung des Bundeshaushaltes sowie eine Unvereinbarkeit mit den Gesetzen der freien Marktwirtschaft. Schließlich würden durch den „Tropf“ mitunter Unternehmen künstlich am wirtschaftlichen Überleben gehalten, die im globalen Wettbewerb unter anderen Umständen keine Chance hätten.

Was ist der Industrie­strompreis?

Der Industriestrompreis ist als mittelfristige Subventionshilfe für die energieintensive Industrie gedacht, die aktuell einen hohen Anteil am deutschen Stromverbrauch ausmacht. Bis dato gilt seit dem 1. Januar 2023 für die rund 25.000 energieintensiven Industrieunternehmen, die mehr als 30.000 kWh im Jahr verbrauchen, ein auf 13 Cent des Netto-Arbeitspreises gedeckelter Strompreis. Die Regelung gilt für 70 Prozent des vorherigen Verbrauchs der Industrieunternehmen (Referenz 2021). Für den darüber hinausgehenden Verbrauch muss der normale Marktpreis gezahlt werden (Quelle: Bundesregierung).

 

Die Strompreisbremse ist aktuell bis zum 30. April 2024 befristet, danach könnte nach dem Vorschlag Robert Habecks der subventionierte Industriestrompreis folgen. Denn um längerfristig wettbewerbsfähige Strompreise sicherzustellen, schlägt das Konzept nach Angaben des bmwk zwei Schritte vor. „Die Industrie soll von günstigem Strom aus Erneuerbaren Energien profitieren – über einen langfristigen Transformationsstrompreis. Der massive Ausbau von Erneuerbaren Energien wird mit klugen Instrumenten für den direkten Zugang der Industrie zu billigem grünem Strom gekoppelt“, so Habeck.

Die Bedeutung des Industriestrompreises für Unternehmen

Für Robert Habeck steht die Sicherung von Deutschland als wettbewerbsstarken Produktionsstandort klar im Vordergrund. „Wir wollen, dass die energieintensive Industrie in Deutschland eine Heimat behält und eine Transformationsperspektive bekommt“, sagte Habeck. Im dazu vorgelegten Arbeitspapier heißt es: „Auf Basis der Energiepreise entscheiden die Unternehmen, wo sie Produkte herstellen und damit die Grundlage für Wertschöpfungsketten bilden. Die Strompreise sind dabei von herausragender Bedeutung, denn in sehr vielen Fällen erfordert die Dekarbonisierung der Prozesse große Mengen Strom.“

 

Von einigen Seiten, darunter insbesondere der Bund der Industrie und die IG-Metall, wird der Vorstoß begrüßt, IG-Metall-Chef Hofmann betont, dass es für viele energieintensive Betriebe in den nächsten Wochen und Monaten um die wirtschaftliche Existenz gehe. Eine wirtschaftliches Aus dieser Unternehmen oder eine Abwanderung seien die unausweichliche Folge. Robert Habeck stellt klar, dass den Unternehmen nichts geschenkt werden solle. So gäbe es für die Inanspruchnahme des Industriestrompreises klare Bedingungen, darunter Tariftreue, eine Transformationsverpflichtung sowie eine Standortgarantie. „Den Unternehmen wird nichts geschenkt, sie werden auf ihrem Weg unterstützt, wenn sie ihn konsequent gehen“, so Habeck.

Faktoren, die den Industriestrompreis beeinflussen

Kritiker befürchten jedoch, dass eine entsprechende Regelung, wenn auch übergangsweise, nicht nur den Regeln der sozialen Marktwirtschaft widerspreche, sondern auch notwendige Prozessumrüstungen verlangsamen würden. Gerade in Analysen, der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen und Verhandlungen mit Stromversorgern sehen Experte großes Potenzial, das bis dato längst noch nicht überall ausgeschöpft ist.

Tipps zur Verringerung der Kosten für Unternehmen

Bei der Senkung ihrer Energiekosten stehen Unternehmen mehrere Hebel zur Verfügung. Der Vorteil: Die Maßnahmen, die wir im Folgenden kurz erläutern, geben Unternehmen einen guten Überblick über den Status Quo und legen gleichzeitig den Grundstein für eine energieeffiziente wirtschaftliche Zukunft und maximale Transparenz.

Lastganganalyse erstellen und Energieeffizienzmaßnahmen umsetzen

Der Stromverbrauch eines Unternehmens kann je nach Tages- und Jahreszeit starken Schwankungen unterliegen. Ein sogenannter „Lastgang“ oder auch „Lastprofil“ definiert den Ist-Zustand und gibt eine exakte Auskunft über den Energieverbrauch eines Unternehmens. Der Energieverbrauch wird dabei bewusst engmaschig in Viertelstundenwerten gemessen. So können im Rahmen der Analyse energieintensive Peak-Zeiten und auch unnütze Verbräuche gut nachvollzogen werden.

 

Unternehmen, die eine Lastganganalyse erstellt haben, können durch eine professionelle Energieberatung Energieeffizienzmaßnahmen vorgeschlagen bekommen, die sie dann nach und nach umsetzen können. Auch hier empfiehlt sich professionelle Expertise.

Verhandlungen mit Stromversorgern führen

Auch an den Energielieferanten geht die Energiekrise selbstverständlich nicht vorbei. Nach Angaben der Bundesnetzagentur mussten allein 2021 vor allem durch die stark gestiegenen Großhandelspreise insgesamt 39 Energielieferanten ihr Geschäft aufgeben. Im Vergleich zu vergangenen Jahren habe sich die Zahl der Insolvenzen dabei nahezu verdoppelt. Von dieser Entwicklung profitieren zwar die großen Anbieter durch eine höhere Marktdominanz, doch auch sie sind auf starke und verlässliche Abnehmer angewiesen. Entsprechend lohnt es sich für Industrieunternehmen, Verhandlungen mit Stromversorgern zu führen und so langfristig gute Konditionen zu sichern.

Zukunftsaus­sichten für den Industrie­strompreis

Ob und in welcher Form die Strompreise für Industrieunternehmen in Zukunft subventioniert werden, ist aufgrund der kontroversen Debatten aktuell noch nicht absehbar. Gerade mit Blick auf den internationalen Handlungsdruck durch die USA und China sowie die Interessenverbände, die den Vorstoß begrüßen, werden mit Sicherheit auch Standortfaktoren in der Debatte künftig eine wichtige Rolle spielen.

Entwicklung der Energiepreise

Auch im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung der Energiepreise gibt es kaum Entwarnung. Zwar können Experten nicht sicher vorhersagen, wie sich die Energiepreise mittel- bis langfristig konkret entwickeln werden. Aufgrund der steigenden CO2-Preise, der Knappheit der Energieimporte sowie des zu geringen Tempos beim Ausbau der Erneuerbaren sei ein absehbares Sinken der Energiepreise allerdings höchst unwahrscheinlich.

Auswirkungen erneuerbarer Energien

„Die günstigsten Energiequellen sind erneuerbar“: Auf dieser Grundannahme fußt Habecks Arbeitspapier zum subventionierten Industriestrompreis. Um die Strompreise langfristig zu senken, läge deshalb ein starker Fokus der Regierung auf dem schnellen und umfassenden Ausbau erneuerbarer Energien und Stromnetze. Laut Umweltbundesamt machen die klimafreundlichen Technologien bereits 46,2 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs aus. Die Bundesregierung plant zudem, bis zum Jahr 2030 einen Anteil von mindestens 80 Prozent der erneuerbaren Energien am Strommix zu erreichen. Der aktuell zur Debatte stehende Industriestrompreis stelle eine Brücke für die energieintensiven Unternehmen in Deutschland dar, damit sie auch in den nächsten Jahren im internationalen Wettbewerb bestehen könnten.

Technologische Innovationen und Energieeinsparungen

Insbesondere mit Blick auf die Energieeffizienz und die Elektrifizierung von Prozessen mithilfe regenerativ erzeugter Energie spielen technologische Innovationen eine entscheidende Rolle. Eine davon ist die ThermalBattery™ von ENERGYNEST. Bei der thermischen Energiespeicherlösung handelt es sich um einen Hochtemperaturspeicher, der zu Schwachlastzeiten mit regenerativer Energie beladen werden kann und diese in einem Spezialbeton namens HEATCRETE® speichert. Die Energie kann zeitversetzt in Form von Wärme oder Dampf wieder abgegeben werden – auch Abwärme wird so recycelt und dem Kreislauf wieder zugeführt. Insbesondere für energieintensive Branchen ist die ThermalBattery™ eine kluge Speicherlösung, die Energieprozesse flexibilisiert, die Energiekosten senkt und stark zu den Dekarbonisierungsmaßnahmen der nutzenden Unternehmen beiträgt.

Neuigkeiten

Die Nutzung von erneuerbarer Energie für Power-to-Steam macht die industrielle Dampferzeugung grüner und nachhaltiger. Unternehmen können durch diesen innovativen Ansatz ihre CO2-Emissionen reduzieren und gleichzeitig ihre Betriebskosten senken.

Mit der ISO-Zertifizierung für das eigene Qualitätsmanagementsystem strebt ENERGYNEST weiterhin danach, höchste Standards einzuhalten und die internen Prozesse kontinuierlich zu verbessern.

Für die Papierindustrie als energieintensive Branche stellt die Klimaneutralität eine besondere Herausforderung dar. Zentral für eine erfolgreiche Dekarbonisierung der Industrie ist es, die Dampf- und Wärmeproduktion sowohl zuverlässig als auch erschwinglich zu gestalten. Thermische Speicher können bereits heute ein Schlüssel dafür sein, diesen Spagat zu meistern.